Hamam Münstergasse, Zürich
Ein Hamam, tief verwurzelt in der Kulturdes Orients, ist ein Ort der Wandlungen – mal prachtvoll wie ein Palast, malverborgen in einem einfachen Hinterhof. Immer aber bleibt es eingeheimnisvoller Raum voller Düfte, Wärme und Sinnlichkeit, abgeschirmt von derAußenwelt. Auch in Zürich wollte man diesem Mythos gerecht werden und interpretierte das klassische Hamam auf moderne Weise.
Zentrales Gestaltungselement war dabei die ornamentale Struktur der orientalischen Innenarchitektur, umgesetzt durchLicht- und Schattenspiele, Projektionen und hinterleuchtete Gitter. Licht, das nur gefiltert in die Räume dringt, unterstreicht die meditative Atmosphäre und bedingt eine nach innen gerichtete Architektur. Eine Immobilie aus den 1930erJahren im Herzen der Stadt erwies sich als idealer Ort, um auf rund 2400 Quadratmetern ein solches Refugium zu schaffen. Von außen kaum auffällig, eröffnet sich im Inneren ein orientalisch inspirierter Empfangsbereich, in dem Farben, Muster und Materialien subtile Assoziationen wecken.
Der Weg ins Hamam führt über eine Umkleide und ein großes Wasserbecken mit Whirlpool ins Untergeschoss, wo das Licht gedämpfter und die Farbwelt intensiver wird. An der Theke erhält man ein Pestemal, einen Waschhandschuh und vereinbart auf Wunsch eine klassische Seifenmassage beim Tellak. Der Rundgang beginnt im Sogukluk, dem Dampfbad, wobei in hoher Luftfeuchtigkeit die Poren geöffnet werden, bevor man in das Sicaklik– das Herzstück des Hamams – eintritt. Dort beginnt das Reinigungsritual mit wohltemperiertem Wasser und einer Metallschale. Im angrenzenden Halvet, einem heißen Raum, wird die Haut auf die folgende Abreibung vorbereitet, ehe man sich im Kese, dem Seifenraum, einschäumen lässt. Der Schaum wird anschließend im Lif abgespült, bevor man erneut ins Sicaklik zurückkehrt, um im Wasserbecken unter der Kuppel oder auf dem heißen Nabelstein zu verweilen.
Abgeschlossen wird der Aufenthalt im Camekan, dem Ruheraum. Hier hüllt man sich in einen Bademantel, geniesst Früchte und Tee und lässt sich auf weichen Matten unter einer dunklen Galerie nieder. Ein plätschernder Brunnen, eine große Kupferwand und zwei Samoware auf einem orientalischen Tisch bilden den ruhenden Mittelpunkt. Gedämpftes Licht und gezielte Schattenführung lassen das Aussen verblassen – der Körper gereinigt, der Geist zur Ruhe gekommen, beginnt man, sich mit der Welt zu versöhnen.