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Hiltl Sihlpost, Zürich

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Fotos © Jochen Splett

Hiltl Sihlpost

Die Zürcher Sihlpost ist dank ihrer Lage und ihrer mächtigen Ausdehnung ein wichtiges Scharnier am Hauptbahnhof, das zwischen dem Stadtkern und dem Quartier an der Europaallee vermittelt.

1930 wurden die letzten Teilbereiche des von den Gebrüdern Bräm ausgearbeiteten Postgebäudes in Betrieb genommen. Mit der zunehmenden digitalen Kommunikation, konnten Teilbereiche des Gebäudes für neue Nutzungen frei gegeben werden.

So fand nun an der Stirnseite des Gebäudes das vegetarische Traditionsrestaurant Hiltl ein neues Zuhause. In weiser Voraussicht konnte Rolf Hiltl, Inhaber desRestaurants, vor über 15 Jahren die originalen Schaltertheken der Post samtPostfächern und diverse andere historischen Utensilien vor der Vernichtung retten. Die Tatsache, dass wir uns nicht nur in den historischen Räumlichkeiten bewegten, sondern uns darüber hinaus original Ausstattungsgegenstände der alten Sihlpost zur Verfügung standen, hatte einen grossen Einfluss auf die räumliche Konzeption des Lokals.

Die in den alten Gemäuern ablesbare Baugeschichte der Sihlpost zu erhalten und die Präsenz der starken, authentischen Strukturen für „das Neue“zu nutzen war die wesentliche Intention unserer räumlichen Interventionen. Prägend für das Erdgeschoss sind noch heute die grossen Fensteröffnungen des Gebäudes mit ihren mächtigen schmiedeeisernen Gittern. Der Raum erscheint damit zugleich offen und uneinnehmbar. Eindrücklich auch die grossen, Sihlpost typischen Pilzstützen, die den Raum gliedern. Und als differente Raumstruktur deutlich ablesbar: die mächtige „Durchfahrt“ in der die Wagen der Post beladen wurden. Auch die Wände tragen noch Spuren ihrer alten Nutzung und weisen Markierungen und Beschriftungen auf.

Konkret erneuerten wir für das Restaurant den Einsatz des Gussasphaltes am Boden und nutzten ihn als Träger der Signaletik im Raum. Rohbetonierte und verputzte Wände und Stützen wurden durch Sandstrahlen von Ihren Beschichtungen befreit und in ihrer Rauheit bewusst belassen.

Die „Maschinerie des Restaurants“, wie Lüftungs – und Elektroanlagen, Sound - und Hebesysteme wird offen an der Decke, in einem sorgfältig geplanten Trägersystem geführt. Darunter spannt sich eine polymorphe Lichtinstallation aus Stangen und Kugeln, die sich an wichtigen Knotenpunkten im Raum verdichtet. Das Gefüge der Postfächer – in der Achse zum Haupteingang - bindet den Liftkubus samt Technik ein.

Unter der Galerie entwickelt sich eindrücklich der lange hölzerne Bartresen aus den alten Schalterelementen der Post. Darüber: eine alte authentische Faltblattanzeige, die mit vertrautem Klappern Name und Preise der Drinks abbildet. In der ehemaligen Durchfahrt schwebt heute vor dem „Torfenster“ das bekannte Hiltl Buffet als ein zentraler Fokus des gesamten Raumgefüges. Das Buffet kann komplett als Element unter die Decke gezogen werden und gibt dann unter sich den Raum zur Bespielung frei. Kühn schwingt sich in der Mitte des Restaurantseine Treppe zwischen zwei Pilzstützen nach oben, verbindet die Stahlgalerie mit dem Erdgeschoss und erinnert in Form und Lage an die alten Paketrutschen. Auf dem bunten, ausladenden Sofa dieser Galerie blickt man in die Schichtungen der übereinander gelagerten technischen Medien und den darunter liegenden Gastraum samt Buffet. Eine weitere Treppe führt ins Untergeschoss zu den Nassräumen. Dort begleiten den Gast Postverteilgrafiken aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Dieses Wechselspiel aus Erfundenem und Gefundenem, aus Innovation und Tradition führt als Thema durch das gesamte Restaurant. Die Grundhaltung, Gestaltungsansätze aus der Fülle der bestehenden, denkmalgeschützten Substanz zu entwickeln und diese mit einer frischen, ablesbaren neuen Nutzung zu verbinden, lässt eine einzigartige, authentische Atmosphäre entstehen.

Bauherrschaft: Hiltl AG, Zürich

Architekt / Gesamtleitung: Oberholzer + Brüschweiler AG, Küsnacht

Innenarchitektur Szenenbild: ushitamborriello, Rieden bei Baden

Lichtplanung: Königslicht GmbH, Zürich

Bauleitung: qb quali-bau GmbH, Wettingen

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