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Hotel Aare_Restaurant Freienhof, Thun

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Jochen Splett
Fotos © Jochen Splett

Hotel Aare Thun_Restaurant Freienhof

Von der Aare umspült, an der Mündung des Thuner Sees und doch inmitten der geschichtsträchtigen Thuner Altstadt -einmaliger könnte man sich die Lage eines Hotels nicht wünschen. Schon seitJahrhunderten verdichtet sich hier der kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Austausch zwischen Heimat und Welt. Entsprechend geprägt ist dieser genius loci von Veränderung und Umwandlung, ein Ort an dem sich die Geschichte und Geschichten immer wieder neu erfinden.

 

erinnern

Schon 1308 wurde auf dieser Halbinsel zum ersten Mal ein Gasthof erwähnt. Und bis heute ist dieser Ort ein Ort der Gastlichkeit, der Gastfreundschaft. An zentraler Stelle, zwischen Sinnibrücke und Sinniplatz lagen 1781 beim neu erbauten Freienhof derGüterumschlags- und Lagerplatz, die Zollstelle, das Hotel selbst, ein Restaurant, der Fischmarkt, ein Tanzlokal, die Freimaurerloge, die Poststelle und ein Freudenhaus. Zudem war der Freienhof auch Richtstätte und bot Asyl (Freyungen) für Rechtsbrecher und kam so wohl auch zu seinem Namen.

In dieser Lage schon damals der Hotspot in Thun, war das Schlosshotel Freienhof ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt und eng verbunden mit der Schifffahrt auf dem Thuner See. 1947 dann erwarb die «Genossenschaft Hotel Freienhof» der Arbeiter-Union Thun dieses Anwesen und liess 1957 das Schlosshotel sprengen.

Es entstand der «neue Freienhof» dessen Hoteltrakt dann 1973 nochmals erweitert wurde. FünfzigJahre später öffnet nun ein von Grund auf saniertes Hotel samt Seminarräumen, Restaurant und Dachterrasse wieder seine Pforten. Nach über 3 Jahren der Planung und Realisation, in enger Zusammenarbeit mit den Architekten von Jordi & Partner und der Bauherrschaft, der Freienhof AG heissen das Hotel Aare Thun und das Restaurant Freienhof direkt an der Aare nun ihre Gäste wieder willkommen. Die Nähe zum Wasser und all die damit verbundenen Funktionen und Schönheiten spiegeln sich atmosphärisch im Inneren dieses Hauses, das sich ganz der Hospitality verschrieben hat. Nautische Anklänge in Erinnerung an die enge Verbindung des Hotels zur Schifffahrt finden sich ebenso wie die Weite des Horizontes oder unterschwellige Verweise auf das Reisen selbst.

 

willkommen

Das Hotel erhielt seinen eigenen Eingang: durch die kleine, aber feine Lobby gelangt man zu den Seminarräumlichkeiten und den 60 Hotelzimmer aber auch in das Restaurant Freienhof. Die Motive und Materialien des Hauses werden dem Besucher schon hier vermittelt: Räume die sich nach dem Licht recken, ein hölzerner Schiffsboden als dunkles Parkett, die himmelblauen Wände. Vor dem schlichten, hölzernen Pavillon die gerundete Rezeption mit ihrem matt schimmernden Korpus, filigrane Metallarbeiten in Schwarzstahl und Messing. Und das Leder, das sich um die Willkommenssäule schmiegt, die durch den bronzenen Deckenspiegel ins Weite weist. Begleitet wird dieses räumliche Willkommen von leichten Geflechts- und Bugholzmöbel die unkompliziert zum Verweilen einladen.

erkunden

Die architektonische Anlageaus den siebziger Jahren erstreckt sich dreigeschossig entlang den beiden Ufern der Aare. Die vergleichsweise niedrige und im Stadtraum angenehme Höhe des Gebäudes generiert eine Ausdehnung des Hauses in der Länge. Der Gestaltung der Zimmerkorridore kommt dadurch eine wichtige Rolle zu. Fast wie auf einem Schiffsflur führt ein blauer, in seinerStruktur netzartig wirkender Läufer den Gast zu seinem Zimmer, grosse güldene Scheibenleuchtender der Lichtplanerin Bettina Mark tauchen den Flur in ein weiches Licht und geben Orientierung, man passiert die eleganten Holzfutter der Zimmertüren samt Bojen Leuchten, begleitet von einer Messing Reling.

ankommen

Die sechzig Zimmer desHotels sind in ihrer Grösse und Lage unterschiedlich, immer gemeinsam ist ihnen aber die abstrahierte Idee der Kajüte. Bei der Erstellung des Bauwerks in den fünfziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts formulierten sich die Ansprüche an das Raumvolumen der Gästezimmer bescheidener. Der private Rückzugsraum war deutlich kleiner als die schon damals grosszügig konzipierten öffentlichen Bereiche. Der nautische Gedanke, der von uns subtil im ganzen Haushinterlegt wurde, generiert auch hier unkonventionelle Lösungsansätze: ein klug verdichteter hölzerner Eingangsbereich beherbergt Stauraum und Ablagen,integriert technische Funktionen und stellt Dusche und WC zur Verfügung. Der Waschtisch wurde aus dem Bad ausgegliedert und in den eigentlichenAufenthaltsbereich des Zimmers gesetzt. Dort findet er seinen Platz im überdimensionierten Reisekoffer, der mit einem Augenzwinkern an das Ankommen in der Fremde erinnert. Pragmatisch ausgestattet und materialisiert wie seine Vorbilder steckt er voller Funktionen, bietet Fächer, Haken, Netztaschen, ist Schreib – und Waschtisch und öffnet mit seinem grossen runden Spiegel den Raum.Der dunkle Schiffsboden zieht sich durch Vorraum und Wohnbereich, das helleZimmer ist in ein Salbeigrün an Decke und Wänden getaucht – die dem Bettgegenüberliegende Wand ziert eine mit sanften Farben spielende Verlaufstapete die den Blick für die Ferne öffnet. Auch die textilen Filter vor Fenster und Wand spielen mit diesem Gradienten, tragen das Lichte in den Raum. Ein grosses, bequemes Bett und leichte Geflechtmöbel komplettieren das Ensemble.

In Teilbereichen des Hotels wurden zwei Einzelzimmer zu einem grösseren Doppelzimmer zusammengelegt: diese 16 «Deluxe» Räume variieren das Farbspiel, das sanfte Grün wird hier zu einem lichten, hellen Blau. Die gesamte Komposition der Materialien, Farben und Strukturen des Raumes bezieht sich auf diesen Grundton. Zu erwähnen sind hier die blauen Fliesen der Bäder, die eigens für das Hotel AareThun entwickelt wurden, so dass Wand – und Bodenfliesen in Farbe und Formatdurchgängig eingesetzt werden konnten – trotz der unterschiedlichen funktionalen Ansprüche an Rutschhemmung und Reinigung. Das dunkle Parkett, der gediegene hölzerne Ausbau in einem Schälfurnier, die farbigen Wände und Decken, die Horizont Tapete, die leichte Möblierung zieht sich als Kontinuum durch das ganze Haus.

austauschen

In den öffentlichen Bereichen verändern sich die Proportionen, insbesondere der Aare Saal, der schon in den fünfziger Jahren in Grösse und Lage ein Zeichen setzte. Er ist Festsaal, Seminarraum, versteht sich als Angebot zum gesellschaftlichen Miteinander in einer grossen Geste dem Schloss gegenüber. Er wurde in seinerAusdehnung leicht modifiziert um eine elegante, direkte Erschliessung des Seminarbereiches im 1.OG von den Zimmern aus zu gewährleisten. Die hier alles dominierende Fassade wird in der gläsernen Längswand facettiert gespiegelt. Die Stirnseiten des Raumes und der Plafond fassen das Volumen wieder in einem schlichten hölzernen Ausbau, ergänzt mit blautönigen, textilen AkustikElementen an Wand und Decke. Festlichen Glanz erhält dieser Saal durch seine drei grossen, modernen traubenförmigen Lüster, die sich hoch oben in Spiegeln verdoppeln.

Diesem Gesellschaftsraum vorgelagert konzipierten wir das grosszügige Bibliotheksfoyer, heute eineindrücklicher Auftakt zum grossen Aare Saal und gleichzeitig der Zugang zum neu erbauten, dreiseitig verglasten Wintergarten. Der prägende hölzerne Einbau legt sich wie eine Schatulle in die Gebäudestruktur und markiert den Übergang zwischen dem «alten» Freienhof und dem «Neubau» der fünfziger Jahre. Eine in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Arbeiterhilfswerk von uns kuratierte Sammlung von Büchern über Thun, das Reisen und historische Zusammenhänge füllt inhaltlich die gesetzte Struktur. An dieser Schnittstelle zwischen den Gebäudeteilen findet sich neu auch der Empfang für die Seminargäste, der alle Anliegen rund um die sechs unterschiedlich grossen Seminarräume regelt. In diesen Knotenpunkt mündet auch die Treppe die direkt ins Restaurant führt.

 

speisen

Das Restaurant Freienhof liegt im Erdgeschoss nur wenige Meter von der Aare entfernt, dort ist auch der Haupteingang verortet. Der gesamte Restaurantraum folgt dem Verlauf des Flusses, eine grosse Fensterfont lässt den Gast am Strom des Wassers und der flanierenden Passanten teilhaben.

Auftakt und Willkommen für den Besucher bildet die gediegene hölzerne Bar mit steinernem Thekenblatt und gläsernem Weinschrank. Gefiltert durch Vitrine und Buffet lassen sich die einladenden Tische des Speiseraumes schon erkennen. Die innenarchitektonische Bespielung des Raumes orientiert sich an der architektonisch gesetzten statischen Stützenstruktur. Lange Sofabänke fügen sich in das architektonische Raster und gliedernden Innenraum in angenehme Compartements, ohne dass die grosszügige Raumwirkung gebrochen wird. Das dunkle Schiffsparkett fasst die Teppichintarsien in diesen Sitzbereichen. Das lichte Blau, der weite Horizont öffnen auch hier im Restaurant den Raum.

Eine segmentierte Geflechtdecke unterstützt die fliessende Raumwirkung. Grosse, traubenförmigen Lüster setzen leuchtende Akzente im Raum, auch hier doppeln sich diese opaken Lichtkugeln in den, in der Geflechtdecke zurück versetzten, bronzenen Deckenspiegel. Einen grossen Auftritt im Restaurant hat auch der Bereich, in dem die Speisen zubereitet werden: ein stattliches Bullauge öffnet den Blick in die Küche und den darin wirkenden Köchen. Gleich an diese Küche schliesst das Frühstücksbuffet an, das sich abends zur grossen Tafel wandelt. Polster, leichte Geflechtstühle und Ledersessel begleiten den Gast im Restaurant, das verschiedene, komfortable Aufenthaltsqualitäten bietet.

 

sonnen

Ganz oben, auf dem neuerrichteten Rooftop, finden sich weitere attraktive Angebote mit Blick über Aare und Thun bis in die nahe Bergwelt. Neben der grossenDachterrasse mit ihren Sonnenliegen findet der Gast hier auch eine verglaste Pergola mit einer kleinen Infrastruktur zur Verpflegung samt bequemen Lounge Sesseln. Gleich daneben liegt – fast unentdeckt - ein weiterer kleiner, aber feiner Seminarraum, der mit seinem eleganten hölzernen Innenausbau, seinen raffinierten Details, seinem Weitblick und seiner grossen Tafel Erinnerungen an eine Capitains Chamber aufkommen lässt.

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